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Unternehmensbericht Aktionärsbrief

Aktionärsbrief

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre

Im 3. Quartal 2022 wurden Anleger in Anbetracht der kontinuierlich hohen Inflation und zahlreichen Zinsanhebungen der Zentralbanken, allen voran der US-Notenbank, auf eine harte Probe gestellt. Die Zinserhöhungen und die Ankündigung weiterer Zinsschritte zogen einen Anstieg der Anleiherenditen, weitere Korrekturen an den globalen Aktienmärkten und heftige Verwerfungen der Wechselkurse nach sich.

Die meisten Indizes schlossen das 3. Quartal im Minus: Der S&P 500 büsste 4.9% ein, der Dow Jones gab 6.2% nach und der Nasdaq Composite Index verlor 3.9% (sämtliche Angaben in USD). Auch europäische Aktienindizes wie etwa der Euro Stoxx 50 (-3.7% in EUR), der Dax (-5.2% in EUR) und der SPI (-4.8% in CHF) verloren an Wert.

Der Gesundheitssektor hatte sich im Juli und August gut behauptet, erlebte allerdings im September einen Ausverkauf und beendete das 3. Quartal im Einklang mit den breiten Märkten schwächer. Während der MSCI World Healthcare Index an Wert einbüsste (-6.7% in USD), verbuchte der Nasdaq Biotech Index ein kleines Plus von 0.7% in USD. Diesen Gewinn hat der Index neben Übernahmen den bedeutenden positiven Studiendaten von Alnylam für TTR und den überraschenden Daten des neuesten Alzheimer-Programms von Eisai/Biogen zu verdanken. Im 3. Quartal entwickelten sich kleinere und mittlere Biotechunternehmen (XBI S&P Biotechnology ETF +6.8%) besser als ihre grosskapitalisierten Pendants.

Präsident Biden hat Mitte August den US «Inflation Reduction Act» (IRA) unterzeichnet. Der Pharma- und Biotechnologiesektor trat daraufhin auf der Stelle, da Anleger das Gesetzespaket und die damit einhergehenden Folgen zunächst verdauen mussten. Die Schlussfolgerungen fielen gemischt aus und reichten von grosser Besorgnis hinsichtlich künftiger Preisverhandlungen und -kontrollen bis hin zu Zurückhaltung. Einige Marktbeobachter warnen davor, dass entsprechende Einschätzungen noch pessimistischer ausfallen können, da das Gesetz in Zukunft möglicherweise noch angepasst werden könnte. Mit anderen Worten: Es ist noch unklar, wohin die Reise geht. Wir sind der Ansicht, dass das Gesetz, sofern es so beibehalten wird, Innovationen vorantreiben und in einem wettbewerbsintensiveren und preissensibleren Umfeld Gewinner hervorbringen wird. Während sich die biopharmazeutische Industrie wortkräfitg beklagte und das Gesetz einige Unternehmen vor Herausforderungen stellen dürfte, gehen wir davon aus, dass sich die Branche an zukünftigen Preisanforderungen gut anpassen kann. Dies sollte Unternehmer, Biotech- und Pharmaunternehmen darin bestärken, ihre Anstrengungen bei der Entwicklung der bestmöglichen Medikamente zu verstärken. Wir werden weiterhin nach derartigen Unternehmen Ausschau halten und entsprechende Anlagechancen nutzen.

Der Optimismus aufgrund der Annahme, dass die SARS-CoV-2-Pandemie unter Kontrolle ist, führte andererseits bei Herstellern und Vertreibern von Impfstoffen, Diagnostika und Therapeutika im 3. Quartal 2022 zu Kursverlusten. Wir sind erfreut über die positiven Auswirkungen von Impfstoffen (inklusive Moderna, in das wir durch eine private Finanzierungsrunde bereits frühzeitig investiert sind) und anderen Technologien. Sorgen bereiten uns jedoch die rasche Ausbreitung und Ausweitung bedenklicher Varianten und die anhaltende Belastung durch COVID-19 und seine postakuten Folgeerscheinungen (PASC). Im Themengebiet der Pandemie beobachten wir weiterhin aufmerksam die führenden Akteure, die auf der Suche nach weiteren Wachstumsmöglichkeiten sind.

Performance von BB Biotech im 3. Quartal und während der ersten neun Monate 2022

Die Aktie von BB Biotech erzielte im 3. Quartal 2022 eine Negativrendite von 6.9% in CHF und 4.7% in EUR. Dagegen stieg der Innere Wert (NAV) des Portfolios um 8.3% in CHF, 12.1% in EUR und 4.8% in USD. Daraus resultiert für das 3. Quartal 2022 ein Nettogewinn von CHF 210 Mio. gegenüber einem Nettoverlust von CHF 208 Mio. im gleichen Vorjahresquartal. Ungeachtet der Erholung des Portfolios im 3. Quartal wies die BB Biotech-Aktie für die ersten neun Monate 2022 eine negative Gesamtrendite einschliesslich Dividende von 27.7% in CHF und 22.4% in EUR aus. Damit entsprach sie den europäischen Märkten, lag aber deutlich unter dem NAV des Portfolios, der um 9.9% in CHF, 3.3% in EUR und 16.7% in USD sank. Der Performanceunterschied ist auf die rückläufige Kursprämie gegenüber dem NAV zurückzuführen und wurde durch den Ausschluss von BB Biotech aus dem SMIM-Index mit Wirkung vom 16. September 2022 und dem damit einhergehenden Abstossen von BB Biotech-Aktien durch ETF-Fonds verstärkt.

Der Nettoverlust während der ersten neun Monate 2022 belief sich auf CHF 323 Mio. gegenüber einem Nettogewinn von CHF 141 Mio. im gleichen Vorjahreszeitraum. Wechselkursschwankungen bei den Währungspaaren USD/CHF und USD/EUR trugen 6.8% bzw. 13.4% zur 9-Monats-Performance der BB Biotech-Aktie bei.

Portfolioanpassungen im 3. Quartal 2022

Das Investment Management Team setzte seine kontinuierliche Portfolioanpassungen fort. Gurnet Point und Patient Square gaben nicht nur den Abschluss der Übernahme von Radius Health für USD 10.00 je Aktie zuzüglich eines umsatzabhängigen CVR von USD 1.00 pro Aktie, sondern auch dessen Delisting bekannt. Ungeachtet des enttäuschend niedrigen Kaufpreises brachte der Deal USD 87 Mio. an liquiden Mitteln für BB Biotech und ermöglicht dem Investment Management Team mehr finanzielle Flexibilität in einem schwierigen Umfeld, das jedoch interessante Anlagemöglichkeiten bietet. Einen Teil dieser Erlöse reinvestierten wir im Rahmen einer Finanzierung der Serie B in das private Start-up-Unternehmen Rivus Pharmaceuticals. BB Biotech unterstützt damit die klinische Entwicklung von HU6, dem ersten kontrollierten Stoffwechselbeschleuniger seiner Art zur Behandlung kardiometabolischer Erkrankungen mit Schwerpunkt auf Fettleibigkeit. Einen weiteren Teil der freigesetzten Mittel nutzten wir für die Aufstockung in Celldex. Darüber hinaus bauten wir unsere Beteiligung an Revolution Medicines aus, das Erfolge für seine mittlerweile zwei laufenden Studien zu KRAS-G12C- und RAS-Inhibitoren vermeldete.

Das Portfolio umfasst 31 Positionen und der Investitionsgrad sank während des 3. Quartals geringfügig auf 111.2% nach 113.2% zum Ende des 2. Quartals. Dies bedeutet, dass gemäss den festgelegten Vorgaben Spielraum für Investitionen in neue Anlagechancen besteht.

Einen Teil dieser Erlöse reinvestierten wir im Rahmen einer Finanzierung der Serie B in das private Start-up-Unternehmen Rivus Pharmaceuticals.

Portfolioentwicklungen im 3. Quartal 2022

Die positive Entwicklung des Portfolios im 3. Quartal wurde durch die erfreulichen Ergebnisse klinischer Late-Stage-Studien getrieben. Die zwei RNAi-Spezialisten Alnylam und Ionis veröffentlichten positive klinische Daten für ihre Pipeline-Wirkstoffe zur Behandlung von ATTR-Amyloidose.

Alnylam legte positive Topline-Daten der Phase-III-Studie APOLLO-B zu Patisiran vor. Bei Patienten mit ATTR-Kardiomyopathie wies das Ergebnis des sechsminütigen Gehtests nach 12-monatiger Testphase eine statistisch signifikante Verbesserung auf. Dies war die erste Studie zu einem siRNA-Wirkstoff im Spätstadium, die einen eindeutigen Nutzen für Patienten mit einer Manifestation der Krankheit im Herzen zeigt. Ausserdem untermauern die Daten dieser Studie die laufende grosse HELIOS-B-Studie zu Vutrisiran, dem siRNA-Produkt der nächsten Generation zur Behandlung von TTR-Amyloidose. Ionis und sein globaler Partner AstraZeneca präsentierten positive Resultate ihrer Phase-III-Studie NEURO-TTRansform zu Eplontersen. Eplontersen erreichte eine Senkung der Serum-Transthyretin (TTR)-Konzentration um mehr als 80% und wies ein günstiges Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil auf. Die vorliegenden Daten untermauern die deutlich verbesserte chemische Formulierung wichtiger Oligonukleotide (Backbone) der nächsten Generation.

Relay Therapeutics veröffentlichte vielversprechende Studienergebnisse für RLY-4008, einen selektiven FGFR2-Inhibitor zur Behandlung von Patienten mit FGFR2-verändertem Cholangiokarzinom.

Zahlreiche Produkte unserer Portfoliounternehmen wurden im 3. Quartal 2022 zugelassen. Incyte teilte mit, dass Opzelura in den USA die Zulassung erhalten hat. Darüber hinaus erhielten Myovant und Pfizer die FDA-Zulassung für Myfembree zur Behandlung mässiger bis leichter Schmerzen bei Endometriose.

Crispr Therapeutics und Vertex legten aktualisierte Pläne zur Beantragung der behördlichen Zulassung ihrer Geneditierungstherapie CTX001 bei Sichelzellkrankheit und Beta-Thalassämie vor. In Europa und Japan wollen die beiden Unternehmen ihre Zulassungsanträge im 4. Quartal 2022 einreichen, in den USA soll die Einreichung der entsprechenden Unterlagen schrittweise erfolgen und im 1. Quartal 2023 abgeschlossen werden.

Die anhaltend erfolgreiche Markteinführung von Medikamenten durch mittelgrosse Biotechunternehmen stand weiterhin im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Positives haben in diesem Zusammenhang auch unsere Portfoliounternehmen zu melden: Argenx steigerte seine Verkaufszahlen für Vyvgart bei Myasthenie gravis erneut, Myovant hielt sein weiterhin beständiges Wachstum für Orgovyx zur Behandlung von Prostatakrebspatienten aufrecht und Intra-Cellular steigerte seinen Umsatz mit Caplyta. Neurocrine baute seine Patientenpopulation im Vorfeld der für 2023 erwarteten Indikationserweiterung Ingrezzas um die Behandlung von Chorea Huntington aus.

Die verhaltene Entwicklung der M&A-Aktivitäten hielt im 3. Quartal an, wobei viele kleine Unternehmen weiterhin Kooperationen anstreben.

Die verhaltene Entwicklung der M&A-Aktivitäten hielt im 3. Quartal an, wobei viele kleine Unternehmen weiterhin Kooperationen anstreben. Mersana gab den Abschluss eines umfassenden Optionsvertrages mit GSK für die gemeinsame Entwicklung und Vermarktung von XMT-2056 bekannt, ein potenzielles Immunosynthen-basiertes HER2-Antikörper-Wirkstoff-Konjugat.

Der «Inflation Reduction Act» (IRA)

Am 16. August 2022 unterzeichnete Präsident Biden den «Inflation Reduction Act» (IRA). Wir haben das neue Gesetz, das hohe Wellen schlägt, unter die Lupe genommen. Dabei galt unser Hauptaugenmerk drei Kernpunkten:

Medicares Recht auf Preisverhandlungen

Medicare darf die Preise gewisser hochpreisiger, älterer Arzneimittel der Teile B und D neu verhandeln. Das gilt sowohl für niedermolekulare Wirkstoffe, deren Lancierung neun Jahre zurückliegt, als auch für Biopharmazeutika, seit deren Markteinführung 13 Jahre vergangen sind. Im Jahr 2026 kann Medicare Verhandlungen über die Preise der ersten Kohorte älterer Medikamente (Medicare Teil D) führen. Die Zahl der für Preisverhandlungen in Frage kommenden Pharmazeutika soll jährlich steigen. Ab 2028 sollen auch Medikamente des Teils B berücksichtigt werden. Die Preise zahlreicher Arzneimittelkategorien sind nicht verhandelbar, wie etwa Arzneimittel für seltene Krankheiten oder die Produkte kleiner Biotechunternehmen, auf die >80% der Gesamtumsätze entfallen.

Preisabschläge im Falle von Preiserhöhungen über der Inflation

Der Anstieg der Medikamentenpreise ist inflationsgebunden. Übersteigen Preiserhöhungen die Inflationsrate (CPI-U), werden Unternehmen mit Strafen belegt oder zu Rabatten verpflichtet.

Neugestaltung von Medicare Teil D

Die Neugestaltung von Medicare Teil D (der hauptsächlich ambulante orale Produkte abdeckt) führt dazu, dass ab 2025 die Ausgaben für rezeptpflichtige Medikamente auf jährlich USD 2000 gedeckelt werden. Die Neugestaltung soll vor allem dazu beitragen, Lücken bei der Gesundheitsversorgung zu schliessen und die Eigenbeteiligung der Patienten an den immensen Kosten vollständig auf die Krankenversicherer und Hersteller zu verlagern, vor dem Hintergrund, dass die Anhebung der Versicherungsprämien bis 2030 auf jährlich maximal 6% beschränkt wird. 

Alles in allem gehen wir davon aus, dass die Regierung mit dem Gesetz neue Rahmenbedingungen für die Arzneimittelausgaben im Gesundheitssystem schafft, an die sich einige Unternehmen besser als andere anpassen werden, und dass die USA der grösste und attraktivste Markt für innovative verschreibungspflichtige Medikamente bleiben werden. Wir werden weiterhin nach den innovativsten Unternehmen mit den attraktivsten und wertvollsten Technologie- und Produktangeboten suchen.

Ausblick für das 4. Quartal 2022

Am 8. November finden in den USA die Zwischenwahlen statt. Investoren von Gesundheitsmärkten werden auf Ergebnisse achten, die auf eine strikte Umsetzung oder mögliche Revisionen des IRA hindeuten.

Biotechaktienmärkte stehen bereits seit dem Frühjahr 2021 und damit seit geraumer Zeit unter Druck. In den Augen des Investment Management Teams ist der Markt attraktiv bewertet und bietet einige lukrative Möglichkeiten zur Kapitalallokation. Manche unserer kleinen und mittelgrossen Portfoliounternehmen werden weiteres Kapital benötigen. Darüber hinaus ergänzen wir unser Portfolio weiterhin gezielt um Beteiligungen an vielversprechenden Biotechunternehmen, wie unsere jüngsten Neuzugänge Celldex und Rivus Pharmaceutials zeigen.

Obwohl die pandemische Phase als beendet gilt, wird die Verbreitung neuartiger SARS-CoV-2-Varianten im Herbst und Winter in der nördlichen Halbkugel weiterhin aufmerksam verfolgt. Die Biotechbranche hat mit der Entwicklung wichtiger Lösungen zweifelsohne zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen. Wir setzen darauf, dass sich der Sektor weiterhin intensiv mit neuartigen Varianten des Virus und Bedrohungen für die Gesellschaft befassen und darüber hinaus weitere bedeutende Produkte zur Behandlung schwerwiegender und chronischer Krankheiten lancieren wird. Wir rechnen mit einer weiterbestehenden Dynamik im Sektor, welche durch den hohen medizinischen Bedarf an differenzierten Medikamenten zu tragbaren Kosten für die Gesundheitssysteme angetrieben wird. Wir glauben zudem, dass die Biotechnologiebranche die Herausforderung der Preisregulierungen in den USA annehmen wird, so wie dies in anderen Regionen der Welt bereits geschehen ist.

Für das von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen bedanken wir uns.

Der Verwaltungsrat der BB Biotech AG

Dr. Erich Hunziker

Präsident

Dr. Clive Meanwell

Vizepräsident

Laura Hamill

Mitglied

Dr. Pearl Huang

Mitglied

Prof. Dr. Mads Krogsgaard Thomsen

Mitglied

Dr. Thomas von Planta

Mitglied

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