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Unternehmensbericht Ausblick

Ausblick

Die globale Corona-Pandemie hält die Welt weiterhin in Atem. Mit den ersten zugelassenen Impfstoffen, wie etwa den mRNA-Vakzinen, ist die Biotechbranche als Akteur in Erscheinung getreten. Nun gilt es, die Herstellungskapazitäten zu maximieren und die logistischen Herausforderungen zu bewältigen, um eine breite Einführung der Impfstoffe zu gewährleisten. Nur dann ist es möglich, die Immunität der Bevölkerung gegenüber SARS-CoV-2 und seinen Varianten zu stärken. Darüber hinaus dürften 2021 neue Technologien, wie die Geneditierung, in den Fokus der Anleger rücken. Dank der vermehrten technologischen Fortschritte und wachsender Kapitalströme wird sich die Dynamik der Biotechbranche weiter beschleunigen. Was die Politik angeht, so will die neu gewählte US-Regierung vor allem mehr Bürgern den Zugang zum Gesundheitssystem ermöglichen. Ein gut organisiertes Gesundheitsökosystem macht Innovationen für bedürftige Patienten erschwinglich. BB Biotech geht davon aus, dass das bestehende Preisgefüge aufrechterhalten werden kann.

Das weltweite Rennen um natürliche und vakzininduzierte Immunität gegen SARS-CoV-2-Varianten

Die COVID-19-Pandemie fordert Gesundheitssystemen, Gesellschaften und Volkswirtschaften weltweit weiterhin eine Menge ab. Arzneimittelhersteller reagierten in Anbetracht des immensen Drucks und mit Blick auf das beachtliche Aufwärtspotenzial rasch. Sie identifizierten Technologien und Wirkstoffe, die prophylaktisch oder therapeutisch gegen das Virus eingesetzt werden können. Durch beispiellose Anstrengungen und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Arzneimittelentwicklern und Zulassungsbehörden wurden im Jahr 2020 mehrere prophylaktische Impfstoffe mit hohem Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil entwickelt. Erste Impfstoffe gegen das Virus sind bereits zugelassen, angeführt von mRNA-Vakzinen. Nun gilt der Fokus den Herstellungskapazitäten und logistischen Herausforderungen, um eine breite Einführung der Impfstoffe zu ermöglichen und damit die Immunität der Bevölkerung gegenüber dem Virus zu stärken. Nationale Unterschiede bei Investitionen und beim Zugang zu Impfstoffen haben zur Folge, dass die Impfraten in zahlreichen Ländern deutlich variieren. Das ermöglicht nicht nur die Verbreitung des Virus in Regionen ohne Versorgung mit COVID-19-Impfstoffen, sondern – was noch problematischer ist – leistet dem Auftauchen und der Verbreitung neuartiger Virusvarianten Vorschub. Um diesen Wettlauf gegen das Virus zu gewinnen, bedarf es einer effektiven globalen Strategie, weiterer neuartiger vorbeugender Impfstoffe zur Steigerung der Impfkapazitäten und anhaltender Bemühungen, die Bevölkerung von der Teilnahme an COVID-19-Impfungen zu überzeugen. Die neuen Virusvarianten aus Grossbritannien, Brasilien und Südafrika haben bereits gezeigt, dass einzelne Impfstoffe bei der Behandlung einiger in Umlauf befindlichen Virusvarianten ihre ansonsten hohe Wirksamkeit nicht entfalten können. 

«Durch beispiellose Anstrengungen und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Arzneimittelentwicklern und Zulassungsbehörden wurden im Jahr 2020 mehrere prophylaktische Impfstoffe mit hohem Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil entwickelt»

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Moderna

Führende Impfstoffentwickler wie Moderna haben bereits Pläne skizziert, wie sie den Aufbau des Vakzins anpassen können, um dessen Wirksamkeit gegenüber resistenten Stämmen gezielt zu verbessern. Dies könnte durch eine zusätzliche Auffrischungsdosis (Booster) in Form einer dritten Injektion oder durch die Entwicklung neuartiger Versionen des Impfstoffs gegen die jeweiligen neu entdeckten Virusmutanten erfolgen, die dann als Booster mit einer modifizierten mRNA verabreicht werden. Die mRNA-Technologie und -Plattform eignen sich daher besser als etablierte Impfstofftechnologien, um rasch auf eine sich verändernde Viruslage zu reagieren.

Die wichtigsten Fragen, denen wir derzeit nachgehen, lauten folgendermassen: 1) Erfordert die Dynamik zwischen natürlicher Immunität, impfstoffinduzierter Immunität und viraler Resistenz eine kontinuierliche Aktualisierung der Valenz von Impfstoffen, wie dies bei der saisonalen Grippe üblich ist, und 2) wenn dem so ist, wie häufig muss eine entsprechende Auffrischung erfolgen, 3) welchen Subpopulationen muss sie verabreicht werden und 4) welche zeitlichen Abstände gilt es dabei einzuhalten. Die saisonale Influenza, die in ihrem charakteristischen jahreszeitlichen Rhythmus alljährlich zwischen Nord- und Südhalbkugel wechselt, dient hier vermutlich als einziger, wenn auch schwacher langfristiger Anhaltspunkt in Anbetracht ihrer verhältnismässig niedrigen durchschnittlichen Wirksamkeit (in den meisten Jahren 30-50%) und deutlich höheren Mutationsrate gegenüber SARS-CoV-2, was daher rührt, dass das Influenzavirus über keine genetischen Reparaturmechanismen verfügt.

Uns überrascht das Auftreten eines teilweise impfstoffresistenten Stammes zu einem so frühen Zeitpunkt, wobei es sich wahrscheinlich um eine mutationsdruckbedingte Reaktion auf die breitere natürliche Immunität handelt, die von einigen Populationen erlangt wurde, wie zum Beispiel in Südafrika. Es scheint sehr schwierig zu sein, die Vielfalt möglicher Konformationsräume zu ermessen, die das Spike-Protein durch Mutationsvariation einnehmen könnte, um den durch natürliche Infektion oder Impfung induzierten Antikörpern auszuweichen und gleichzeitig die Fähigkeit beizubehalten, effizient an den menschlichen ACE2-Rezeptor anzudocken.

Anzahl FDA-Medikamentenzulassungen

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Quelle: Bellevue Asset Management, 31. Dezember 2020

Die Pandemie stellt nach wie vor eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem dar, das weiterhin in vielen Bereichen unterversorgt ist und mit finanziellen Engpässen zu kämpfen hat. Die Auswirkungen dessen werden in den kommenden Jahren deutlicher zutage treten, wie etwa die Folgen durch späte Diagnosen und die fehlende Einleitung wichtiger medizinischer Therapien. Während der Pandemie haben FDA und andere Zulassungsbehörden weltweit ihre Arbeit sehr effizient fortgesetzt. So wurden im Jahr 2020 allein in den USA mehr als 50 neue Medikamente zugelassen. Wir erwarten für 2021 eine beachtliche Anzahl weiterer Zulassungen, darunter mehrere Zulassungen von Wirkstoffen unserer Portfoliounternehmen. Für Zulassungsbehörden und Medikamentenentwickler war die Lernkurve während der Pandemie steil, und wir hoffen, dass sie aus einigen dieser Lehren in Zukunft Nutzen ziehen können.

Neue Technologien dürften ihr disruptives Potenzial unter Beweis stellen

Das Hauptaugenmerk der Biotechanleger im Jahr 2021 und darüber hinaus dürfte den Fortschritten bei neuesten Behandlungsmodalitäten gelten. Auf die wichtigen und vielversprechenden Nachrichten im Jahr 2020 sollten weitere Erfolgsmeldungen folgen, die den Nutzen von Technologien wie der Geneditierung, der Gentherapien der nächsten Generation und der Zelltherapietechnologien untermauern. Exemplarisch für derartige Erfolge im Bereich der Geneditierung ist die Zelltherapie CTX001 von Crispr Therapeutics und Vertex zur Behandlung von Patienten mit Sichelzellanämie und Beta-Thalassämie. Diese Einmaltherapie, die immer noch als minimalinvasive Transplantation erfolgt, hat bisher bei sämtlichen behandelten Patienten zu funktionellen De-facto-Heilungen geführt. Eine auf fundierterem Wissen basierte höhere Wirksamkeit und ein langfristig sauberes Sicherheitsprofil ihrer Wirkstoffe dürften es Unternehmen im Bereich der Geneditierung ermöglichen, sich neben seltenen und schweren Erkrankungen auch Therapien zur Behandlung weit verbreiteter und chronischer Krankheiten zuzuwenden. Um dies zu erreichen, sind allerdings weitere technologische Fortschritte erforderlich, mit denen sich Anwendungsfreundlichkeit und Verabreichungswege verbessern, Herstellungskosten senken und Sicherheitsdatenbanken erweitern lassen.

Investitionen von BB Biotech in neue Technologien

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Quelle: Bellevue Asset Management, 31. Dezember 2020

Eine ähnliche Entwicklung, die jedoch deutlich weiter fortgeschritten ist als die Geneditierungstechnologie, lässt sich bei RNA-basierten Behandlungsmethoden beobachten. Erste Wirkstoffe wurden bereits vor Jahren zugelassen. Verbesserte chemische Formulierungen der nächsten Generation und erweiterte Verabreichungsoptionen lassen nach den Erfolgen bei rekombinanten Proteinen und Antikörpertherapien in den letzten zwei Jahrzehnten weitere Ausbauschritte zu.

Entwicklungsgeschwindigkeit – Anpassung unserer bewährten Anlagestrategie

Ein tieferes Verständnis der genotypischen und phenotypischen Unterschiede zwischen normalen und erkrankten Zellen, deutlich verbesserte computerbasierte Ansätze beim Wirkstoffscreening sowie die Identifikation und Auswahl intelligenterer und adaptiver klinischer Versuchsprogramme tragen zur Beschleunigung des Innovationszyklus bei. Als beste Beispiele hierfür dienen einige Wirkstoffe gegen genetisch bedingte seltene Krankheiten und zielgerichtete Krebsmedikamente. Ihre Entwicklung vom Labor bis zum Patienten erfolgte in Rekordzeit und dauerte häufig nur zwei bis drei Jahre. Die Beschleunigung des Entwicklungszyklus ist für Investoren attraktiv, da kleinere Unternehmen hierdurch in der Lage sind, Kapital effizient aufzunehmen und einzusetzen, und in vielen Fällen die Entwicklung und Kommerzialisierung von «First-in-Class»- oder «Best-in-Class»-Therapien in Eigenregie anstreben. Das generiert Anlegern eine höhere Kapitalrendite, was wiederum Kapital anzieht, das in die nächste Generation von Unternehmen investiert werden kann. 

BB Biotech Investmentstrategie

Dieser Ansatz ergänzt sich gut mit unserer langjährigen Investitionsstrategie. Sie sieht vor, unser Kapital in vielversprechende Technologieplattformen und aussichtsreiche Wirkstoffe in der frühen klinischen Phase zu investieren und die entsprechenden Firmen bei der klinischen Entwicklung, der behördlichen Zulassung, der Markteinführung und der Generierung von nachhaltigem Umsatz- und Gewinnwachstum zu begleiten, bis sie schliesslich zu reiferen Unternehmen herangewachsen sind. Am Ende dieses langfristig ausgelegten Anlagezyklus verkaufen wir unsere Beteiligung an den Unternehmen und investieren die Erlöse in neue verheissungsvolle Kandidaten. Kleinere und mittelgrosse Firmen bleiben auf diese Weise attraktive Lizenzpartner für Pharmariesen und grosskapitalisierte Biotechunternehmen, entweder durch Abschluss attraktiver Geschäftsentwicklungsvereinbarungen oder letztendlich durch Konsolidierung.

Zur Strategie

Wichtige Meilensteine werden die positive Branchendynamik begünstigen

Die starke Dynamik in der Biotechbranche wird anhalten und sich dank der vermehrten technologischen Fortschritte und wachsender Kapitalströme von Risikokapitalgebern bis hin zu öffentlichen Investoren zur Unterstützung von Innovationen sogar beschleunigen. Dies führt wiederum zu einer steigenden Zahl klinischer Entwicklungsprojekte, die eine zunehmende Anzahl an Produktzulassungen nach sich ziehen. Ihre Zahl ist kontinuierlich gestiegen: Waren es in den frühen 2000ern noch 20-30 Zulassungen pro Jahr, stieg ihre Zahl im letzten Jahrzehnt auf 30-40 und erreichte in den letzten Jahren rund 50. Ungeachtet der Auswirkungen der Pandemie auf die Branche und Zulassungsbehörden wurden im Jahre 2020 insgesamt 53 Zulassungen erteilt, Notfallzulassungen wie etwa die für SARS-CoV-2-Impfstoffe ausgenommen. Dieser Trend sollte auch 2021 anhalten, da Zulassungsbehörden pandemierelevante technologische Innovationen und klinische Projekte sowie die Prüfung entsprechender wichtiger Zulassungsunterlagen unterstützen. Von besonderem Interesse für Anleger werden die regulatorischen Entscheidungen zu Aducanumab als Alzheimer-Medikament sein, die Präzedenzfälle schaffen und künftige Interaktionen zwischen Arzneimittelentwicklern und Zulassungsbehörden prägen könnten.

Wir erwarten grosse Fortschritte bei vielen Projekten in der klinischen Entwicklung wie etwa bei der Behandlung von Onkogenen und onkogenen Mutationen. Ausserdem steht bei zahlreichen immunonkologischen Programmen die baldige Veröffentlichung wichtiger Daten an, die sich in Zukunft positiv auf die Stimmung in der Branche und das Anlageverhalten von Investoren auswirken dürfte. Beachtliche Fortschritte werden weiterhin bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems erzielt, so etwa bei zahlreichen genetisch bedingten Erkrankungen wie der Huntington-Krankheit (HD) oder der amyothrophen Lateralsklerose (ALS). Im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen treten neuartige lipid- und triglyceridsenkende Wirkstoffe in die fortgeschrittene klinische Phase und in kardiovaskuläre Endpunktstudien ein. Ein weiteres wichtiges Feld, das von erneuten Investitionen begünstigt wird, ist die Regenerationsmedizin, die durch eine steigende Zahl von Verfahren zur Zellmodifikation getrieben wird, wie etwa das Crispr-Cas9-System zur Geneditierung.

Politik und Gesundheitsreform – die US-Regierung weitet Zugang zum Gesundheitssystem aus

Die neu gewählte US-Regierung hat ihre Gesundheitspläne vorgestellt. Sie will vor allem an der bestehenden Krankenversicherung festhalten und mehr Bürgern den Zugang ermöglichen, wozu sie unter anderem den Ausbau des Einzelmandats vorantreiben möchte. Um die anfallenden Kosten zu begrenzen, setzt sie auf Preissenkungen für verschreibungspflichtige Medikamente. Dazu will sie Gesetze ändern, die Medicare derzeit daran hindern, niedrigere Medikamentenpreise mit Herstellern auszuhandeln. Ein eindeutig positives Signal für die wissenschaftsgetriebene und innovative Biotechbranche ist die Nominierung Eric Landers zum neuen wissenschaftlichen Berater des Präsidenten. Er ist ein ausgezeichneter Genetiker, der das «Human Genome Project», ein Forschungsprojekt mit dem Ziel der Entschlüsselung des menschlichen Genoms, massgeblich geprägt und vorangetrieben hat.

Ein gut organisiertes Gesundheitsökosystem macht Innovationen für bedürftige Patienten erschwinglich. Es bedarf eines passenden Versicherungsmodells, um Patienten den Zugang zu modernsten und zumeist kostspieligeren Behandlungsoptionen zu ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass das bestehende Preisgefüge aufrechterhalten werden kann. Es basiert im Wesentlichen darauf, dass Arzneimittel gegen seltene Krankheiten und zielgerichtete Onkologiemedikamente weiterhin zu hohen Preisen auf den Markt gebracht werden, während in grossen Mengen hergestellte Medikamente günstiger angeboten werden. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die globale Pandemie, die Nachfrage und Produktion prophylaktischer Impfstoffe auf historische Höchststände treibt, stimmen wir mit der Industrie überein, dass die Preisspanne für COVID-19-Medikamente, die vom einstelligen bis in den hohen 30er-USD-Bereich reicht, enormes Wertpotenzial für Unternehmen bereithält.

30 Jahre Biotechnologie – Wechsel hin zu einer reifen Industrie

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Quelle: Bellevue Asset Management; Bernstein Research, März 2020

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