Aktionärsbrief
«Erfolgreiche Impfkampagnen öffnen Weg
aus der Coronakrise – Neubewertung des
Sektors für Investitionen genutzt»Dr. Erich Hunziker
Präsident
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
Die SARS-CoV-2-Pandemie dominiert weiterhin die Life-Science-Branche, wobei der Rollout der Impfstoffe eine zentrale Rolle spielt. In Ländern, die sich frühzeitig den Zugriff auf Impfstoffe gesichert haben, wie etwa Israel, die USA oder Grossbritannien, deuten alle Anzeichen darauf hin, dass sich deren Impfstrategie auszahlt. Dort gehen die Zahlen schwerer Krankheitsverläufe und die coronabedingte Mortalitätsrate zurück, was im Rennen gegen das Auftreten von Resistenzmutationen in Populationen nicht geimpfter Menschen entscheidend ist. In den meisten Ländern laufen die Impfkampagnen zwar langsamer an, aber auch dort werden ähnliche Positiveffekte erwartet. Dies hat zu einer beachtlichen Rotation bei der Vermögensallokation und bei Investitionen geführt. Der Gesundheitssektor, einschliesslich der Pharma- und Biotechbranche, der als Cash-Quelle diente, schnitt daher in den vergangenen Monaten unterdurchschnittlich ab, als Anleger in zyklische Sektoren und Titel drängten, die von der postpandemischen Erholung profitieren dürften. Die meisten Szenarien gehen trotz anhaltender Lieferengpässe bei Impfstoffen von einer raschen Beendigung der Pandemie aus. Wir schliessen nicht aus, dass weitere und möglicherweise jährliche SARS-CoV-2-Impfungen im Jahr 2022 und darüber hinaus erforderlich sein werden. Der Zwiespalt zwischen höherpreisigen mRNA-Impfstoffen, die zweimal verabreicht werden müssen, und Vakzinen von Johnson & Johnson sowie AstraZeneca, die kostengünstiger sind beziehungsweise nur einmal gespritzt werden, hat heftige Debatten ausgelöst und die Bevölkerung verunsichert. Wir halten es für zwingend erforderlich, dass Regierungen, Regulierungsbehörden und Innovatoren den Blick für das grosse Ganze bewahren und beachten, dass profitorientierte Wettbewerbsmassnahmen nicht im besten Interesse der Gesundheit oder der wirtschaftlichen Erholung sind.
Regierungen erhöhen ihre Ausgaben. Die Biden-Regierung hat ein massives US-Konjunkturprogramm angekündigt, das möglicherweise durch Steuererhöhungen für Unternehmen finanziert werden soll. Derartige Stimuluspakete und anhaltend niedrige Zinsen begünstigen die weltweiten Aktienmärkte: Amerikanische und europäische Indizes verzeichneten beachtliche Gewinne und schlossen das 1. Quartal 2021 auf Allzeithochs. Der S&P 500 (+6.2% in USD), der Dow Jones (+8.3% in USD) und der Nasdaq Composite Index (+3.0% in USD) legten im Berichtsquartal zu. Noch ausgeprägter schlugen sich die Erwartungen auf eine konjunkturelle Erholung an den europäischen Aktienmärkten nieder: Der EuroStoxx 50 (+10.8% in EUR), der Dax (+9.4% in EUR) und der SPI (+5.2% in CHF) beendeten das Quartal mit einem kräftigen Plus.
Gesundheitstitel, die im Januar und Februar 2021 Höchststände erklommen hatten, erlebten dagegen im März Gewinnmitnahmen und büssten einen Grossteil ihrer vorherigen Kursanstiege ein. Der MSCI World Healthcare Index erzielte im 1. Quartal eine Gesamtrendite von +0.9% (in USD). Unternehmen, die Arzneimittel oder Impfstoffe zur Bekämpfung von COVID-19 herstellen, fielen von ihren bisherigen Hochs. Die Pharmaindustrie, die allgemein als defensive Branche gilt, entwickelte sich schlechter als der Gesamtmarkt. Ähnlich verhielt es sich beim Nasdaq Biotech Index mit -0.5% (in USD). Innerhalb des Biotechnologiesektors erwiesen sich Marktkapitalisierung und Liquidität im 1. Quartal als Bewertungs- und Aktienkurstreiber. Large Caps, die zumeist fester schlossen, waren die klaren Outperformer. Kleinere und mittelgrosse Unternehmen erlebten heftigere Korrekturen, die sich auf zweistellige Kursrückgänge seit Jahresbeginn summierten.
«Innerhalb des Biotechnologiesektors erwiesen sich Marktkapitalisierung und Liquidität im 1. Quartal als Bewertungs- und Aktienkurstreiber»
BB Biotechs Wertentwicklung im 1. Quartal
Der Aktienkurs von BB Biotech stieg im 1. Quartal 2021 um 15.4% in CHF und 14.3% in EUR. Das Portfolio erzielte eine Gesamtrendite von +5.5% in CHF, +2.9% in EUR und -1.2% in USD. Die positive Performance in CHF und EUR ist auf die Aufwertung des USD zurückzuführen. Die Gesamtrendite berücksichtigt die von den Aktionären an der Generalversammlung vom 18. März 2021 bewilligte Dividendenausschüttung. Der Reingewinn belief sich im 1. Quartal 2021 auf CHF 221 Mio. gegenüber einem Nettoverlust von CHF 758 Mio. im gleichen Vorjahreszeitraum.
Zusammensetzung des Verwaltungsrats und Fortsetzung der Dividendenausschüttung bestätigt
An der diesjährigen Generalversammlung stimmten die Aktionäre allen Traktanden zu und bestätigten die fünf Verwaltungsratsmitglieder im Amt. Dieses hoch qualifizierte Gremium wird weiterhin strategische Entscheidungen treffen, die dem Erhalt und der Steigerung von BB Biotechs langfristigem Wert dienen. BB Biotech hat die vorgeschlagene Dividende von CHF 3.60 pro Aktie ausgezahlt. Der Verwaltungsrat bestätigte erneut die Fortsetzung der Ausschüttungspolitik und plant, in den kommenden Jahren eine reguläre Dividende von 5% des Durchschnittskurses der Aktie im Dezember des vorherigen Geschäftsjahres auszuzahlen.
Erhöhung des Investitionsgrades zum Ende des 1. Quartals 2021
Das Investment Management Team hat die kurzfristigen Verbindlichkeiten erhöht und den Investitionsgrad von 101.7% zu Jahresbeginn auf 109.2% zum Ende des 1. Quartals angehoben. Unter dem Strich überstiegen die Dividendenausschüttung von CHF 199.4 Mio., Investitionen in zwei neue Portfoliounternehmen sowie die Aufstockung bestehender Beteiligungen an Unternehmen mit Fokus auf genetische und zellbasierte Therapien, die Einnahmen aus dem Verkauf von Positionen und Gewinnmitnahmen bei erfolgreichen längerfristigen Beteiligungen. Das Team wird weiterhin die bewährten Investitionsvorgaben befolgen, die einen Investitionsgrad von 95% bis 115% vorsehen.
Portfolioanpassungen im 1. Quartal
Das Investment Management Team hat das Portfolio im 1. Quartal 2021 um die zwei kleinkapitalisierten Unternehmen Essa Pharma und Revolution Medicines erweitert. Es trennte sich von den Positionen in Cidara und Voyager Therapeutics und realisierte Gewinne bei Top-Beteiligungen wie etwa Neurocrine, Vertex, Alnylam, Ionis und Halozyme. Weitere Gewinnmitnahmen konnten bei Moderna nach einem starken Kursanstieg der Aktie im Februar als auch bei kleineren Beteiligungen wie etwa Arvinas und Scholar Rock realisiert werden. Die Erlöse wurden in bestehende Beteiligungen wie Agios, Macrogenics, Black Diamond, Mersana und Relay reinvestiert. Die Mittel aus zuvor realisierten Gewinne bei Unternehmen für Geneditierung (Crispr Therapeutics und Beam Therapeutics) und zellbasierte Therapien (Fate Therapeutics) reinvestierten wir in dieselben Unternehmen, aber zu deutlich attraktiveren Bewertungen. Ausserdem beteiligte sich BB Biotech an den Kapitalerhöhungen von Argenx und Molecular Templates. Argenx finanziert mit diesen Mitteln bevorstehende Markteinführung von Efgartigimod, während Molecular Templates die klinische Entwicklung seiner Pipeline an ETB-Produkten der nächsten Generation vorantreiben wird.
Mit der Erweiterung des Portfolios um Essa Pharma und Revolution Medicines im 1. Quartal 2021 erhöhte BB Biotech die Portfoliogewichtung im Onkologiebereich. Essa Pharma entwickelt eine neuartige Wirkstoffklasse (Anitens), die auf die N-terminale Domäne des Androgenrezeptors abzielt. Der führende Wirkstoff des Unternehmens EPI-7386 hat das Potenzial, den hohen medizinischen Bedarf bei mCRPC-Patienten mit mutierter (Punktmutation) oder fehlender (Spleissvariante AR-V7) ligandenbindender Domäne zu adressieren, die zu einer Resistenz gegen zugelassene Anti-Androgene führt. Derzeit führt das Unternehmen eine Dosisexpansionsstudie zu EPI-7386 bei Patienten mit metastatischem kastrationsresistentem Prostatakrebs durch, die zuvor mit zugelassenen Androgenrezeptor-Antagonisten behandelt wurden. Essa Pharma hat kürzlich eine klinische Zusammenarbeit mit Astellas vereinbart, um EPI-7386 in Kombination mit Enzalutamid bei Patienten mit metastatischem kastrationsresistentem Prostatakrebs zu testen, was für die Frühbehandlung und grössere adressierbare Patientenpopulationen von Bedeutung sein könnte.
«Mit der Erweiterung des Portfolios um Essa Pharma und Revolution Medicines im 1. Quartal 2021 erhöhte BB Biotech die Portfoliogewichtung im Onkologiebereich»
Revolution Medicines ist ein Unternehmen für Präzisionsonkologie in der klinischen Phase, das sich auf die Entwicklung neuartiger zielgerichteter Therapien zur Hemmung von RAS und damit verbundenen Signalwegen konzentriert. Das Unternehmen nutzt sein Know-how in der strukturbasierten Wirkstoffforschung, um mit differenzierten Ansätzen ungewöhnliche Stellen auf diesen schwierigen Zielmolekülen zu erreichen. Der am meisten fortgeschrittene Produktkandidat ist RMC-4630, ein wirksamer und selektiver SHP-2-Inhibitor. In Kooperation mit seinem Partner Sanofi testet Revolution Medicines RMC-4630 im Rahmen eines klinischen Multi-Kohortenprogramms der Phase I/II als Therapie für eine Reihe von Tumorarten mit spezifischen onkogenen Mutationen. Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen ein Portfolio mutationsselektiver RAS-Inhibitoren auf Basis der Tri-Komplex-Plattform, die auf viele der KRAS-Mutationen mit höherer Prävalenz abzielen, wie etwa G12C, G12D und G12V.
Updates der Portfoliobeteiligungen für das 1. Quartal
Viele Unternehmen legten im 1. Quartal weitere Ergebnisse wichtiger klinischer Versuche vor, die aber insgesamt gemischt ausfielen.
Anfang 2021 präsentierte Alnylam positive Top-Line-Daten der Phase-III-Studie HELIOS-A zu Vutrisiran für die Behandlung von hATTR-Amyloidose mit Polyneuropathie. Vutrisiran ist ein subkutan verabreichtes RNAi-Präparat, das eine höhere Wirksamkeit als Alnylams intravenös applizierbares Medikament Onpattro aufweisen soll. Vutrisiran zielt auf eine grössere Population an Patienten ab, die unter der hereditären oder der Wildtyp-Form der AATR-Amyloidose mit Kardiomyopathie leiden.
Mersana veröffentlichte weitere klinische Daten zu XMT-1536. Massiv vorbehandelte Frauen mit Eierstockkrebs, die bereits mindestens vier Therapien durchlaufen haben, wurden mit XMT-1536 behandelt, einem Dolaflexin-basierten ADC gegen NaPi2b. Enttäuschung unter Anlegern über die neusten Daten zu Ansprechraten lösten allerdings einen massiven Ausverkauf der Mersana-Aktien aus. Das Portfolio Management Team nutzte die Kursschwäche, um die Position in der Aktie aufzustocken.
Vielversprechende Ansprechraten und ein gutes Verträglichkeitsprofil dienten dem Unternehmen als Grundlage für den Beginn seiner konfirmatorischen Studie UPLIFT bei Patientinnen mit platinresistentem Ovarialkarzinom.
Roches Entscheidung, die laufende Phase-III-Studie mit Tominersen einzustellen, einem Antisense-Oligonukleotid zur Behandlung der Huntington-Krankheit, das von Ionis an Roche lizenziert wurde, enttäuschte Anleger und wirkte sich negativ auf die Bewertung von Ionis aus. Ferner teilte Wave Therapeutics mit, dass seine führenden Produktkandidaten für die Behandlung der Huntington-Krankheit, die das mutierte Protein zerstören sollen, ohne den Wildtyp des Huntington-Proteins zu beschädigen, nicht die angestrebten Knockdown-Niveaus erreicht haben. Das Unternehmen stellte die Entwicklung seiner ersten Generation von Antisense-Oligonukleotiden zugunsten der nächsten Generation ein und konzentriert seine Bemühungen auf drei andere CNS-Programme in der frühen klinischen Entwicklung.
Verzögerte Produktzulassungen im 1. Quartal 2021
FDA-Entscheidungen über die Marktzulassung zahlreicher Wirkstoffe verzögerten sich. So verschob die FDA die Entscheidung betreffend eine Zulassung von Biogens Alzheimer-Produkt Aducanumab von Anfang März auf Anfang Juni 2021. Unser Portfoliounternehmen Exelixis gab die FDA-Zulassung von Cabometyx (Cabozatinib) in Kombination mit Opdivo (Nivolumab) als Erstlinienbehandlung für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom bekannt.
Beeindruckender coronabedingter Rollout von COVID-19-Impfstoffen
Moderna hat den Rollout seines prophylaktischen SARS-CoV-2-Impfstoffs mRNA-1273 erfolgreich vorangetrieben. Das Unternehmen hat sein Lieferversprechen eingehalten und will nun im laufenden Jahr mindestens 700 Mio. statt der bisher geplanten 600 Mio. Impfdosen produzieren. Gleichzeitig baut Moderna seine Produktionskapazitäten weiter aus, um 2021 möglicherweise sogar bis zu 1 Mrd. Impfdosen und im Jahr 2022 bis zu 1.4 Mrd. Dosen herstellen zu können. Das Unternehmen rechnet auf Basis seiner bereits getroffenen Verkaufsvereinbarungen für 2021 mit Einnahmen von USD 18.4 Mrd. durch seinen Impfstoff mRNA-1273.
Agios hat den Verkauf seiner Onkologiesparte an Servier im März 2021 abgeschlossen und bereits eine Vorauszahlung in Höhe von USD 1.8 Mrd. erhalten. Es will nun den Ausbau seines verbliebenen Wirkstoffportfolios zur Behandlung genetisch bedingter Krankheiten forcieren. Sein führender Produktkandidat Mitapivat zielt auf Patienten mit Pyruvatkinase-Mangel, Thalassämie und Sichelzellanämie ab.
Ausblick für 2021
Wir gehen davon aus, dass die Aufmerksamkeit der Anleger weiterhin der globalen Pandemie und den Strategien zu deren Bekämpfung gilt. Die Biden-Regierung wird möglicherweise Massnahmen zur Senkung der Medikamentenpreise und zur Anhebung des Körperschaftssteuersatzes treffen. Ausserdem erwarten wir den Abschluss der Alexion-Übernahme durch AstraZeneca in der 2. Jahreshälfte 2021. Ferner dürfte in Kürze geklärt werden, wer die Leitung der US-Arzneimittelbehörde (FDA) übernimmt.
Da die Massnahmen zur Pandemiebekämpfung mit zunehmenden Impfquoten gelockert werden, rechnen wir damit, dass die Biotechbranche wieder rasch Fahrt aufnimmt. Das sollte sich unter anderem in einer schnelleren Patientenrekrutierung für klinische Studien, dem Abbau von Staus bei der Bearbeitung von Zulassungen durch die Zulassungsbehörden und der Normalisierung von Arztbesuchen und damit verbundener Medikamentenverschreibung.
Das Investment Management Team wird weiterhin nach Biotechfirmen Ausschau halten, die neuartige Ansätze verfolgen, um bahnbrechende klinische Verbesserungen für Patienten zu realisieren und ökonomischen Wert zu schaffen. Angesichts der aktuell Momentum-getriebenen Börse konzentriert sich BB Biotech weiter auf ihre disziplinierte langfristig orientierte Portfoliostrategie, nutzt aber weiterhin kurzfristig auftretende Marktverwerfungen.
Für das von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen bedanken wir uns.
Der Verwaltungsrat der BB Biotech AG
Dr. Erich Hunziker
Präsident
Dr. Clive Meanwell
Dr. Susan Galbraith
Prof. Dr. Mads Krogsgaard Thomsen
Dr. Thomas von Planta