Aktionärsbrief
«Die Märkte für Gesundheitstitel erholten sich nach den deutlichen Verkäufen im April und schlossen das 2. Quartal im positiven Bereich»
Dr. Erich Hunziker
Präsident
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
Im 2. Quartal 2021 setzte sich die Konjunkturerholung infolge des pandemiebedingten Einbruchs fort. Länder mit höheren Durchimpfungsraten konnten ihre Lockdown-Massnahmen aufweichen. Obwohl sich deutliche Fortschritte abzeichnen, steht die Welt noch immer in einem Wettlauf zwischen hohen Immunisierungsraten und dem Auftreten neuer SARS-CoV-2-Mutanten. Diese Dringlichkeit hat dazu geführt, dass einige Regierungen mit dem Gedanken spielten, das Recht an geistigem Eigentum aufzuheben und potenziell in einer strategischen Kehrtwende grosse Mengen an Impfstoffen von privaten Unternehmen zu kaufen, um sie Schwellenländern zur Verfügung zu stellen.
Obwohl die Aktienmärkte erneut Höchststände erreichten, verzeichneten Wachstumssektoren wie Technologie und Gesundheitswesen im 2. Quartal Volatilität. Die Konjunkturerholung zog kurzfristige Inflationssignale nach sich, was die Befürchtungen der Anleger vor potenziellen Zinserhöhungen verstärkte und zu deutlichen Mittelabflüssen aus den Wachstumssektoren führte. Die Stimmung der Anleger hellte sich jedoch auf, nachdem die Zentralbanken diese Trends als vorübergehend eingestuft hatten. Die US Federal Reserve Bank gab zu verstehen, dass sich die Zinserhöhungen in den nächsten Jahren in Grenzen halten dürften, was die Anleger weiter beruhigte. In der Folge kam es zu einer Umkehr der Kapitalströme und zu einem Rebound der Aktien von Unternehmen im Gesundheitswesen und des Technologiesektors, was den Anstieg der breiten Aktienmärkte auf neue Rekordhöhen unterstützte.
Im 2. Quartal verzeichneten die meisten Indizes hohe einstellige Gesamtrenditen, so etwa der S&P mit 8.6%, der Dow Jones mit 5.1% und der Nasdaq Composite mit 9.7% (alle Werte in USD). Einige europäische Marktindizes wie der EuroStoxx 50 (+5.3%, in EUR) und der Dax (+3.5%, in EUR) stiegen etwas weniger an, während der Schweizer SPI Index (+9.5%, in CHF) sich parallel zu den US-Märkten nach oben bewegte.
Die Märkte für Gesundheitstitel erholten sich nach den deutlichen Verkäufen im April und schlossen das 2. Quartal im positiven Bereich. Die Hersteller von SARS-CoV-2-Impfstoffen, die umstrittene Zulassung von Aduhelm zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit und substanzielle Wertsteigerungen bei zahlreichen Unternehmen, die sich mit Genom-Editierung befassen, beflügelten den breit ausgelegten MSCI World Healthcare Index (+9.3%, in USD) und den Nasdaq Biotech Index (+9.2%, in USD).
BB Biotechs Entwicklung im 2. Quartal und im 1. Halbjahr 2021
Im 2. Quartal 2021 legte der Aktienkurs von BB Biotech um 5.8% in CHF und 6.1% in EUR zu, während der Net Asset Value (NAV) um 3.3% in CHF, 4.2% in EUR und 5.3% in USD stieg. Dies schlägt sich in einem Nettogewinn von CHF 129 Mio. für das 2. Quartal nieder, während im gleichen Vorjahreszeitraum ein ausserordentlicher Nettogewinn von CHF 1.18 Mrd. erzielt worden war. Die Aktie von BB Biotech wies für die erste Jahreshälfte 2021 eine Gesamtrendite einschliesslich Dividende von 22.2% in CHF und 21.3% in EUR aus. Sie lag damit über dem Anstieg des Net Asset Value von 8.9% in CHF, 7.3% in EUR und 4.1% in USD. Der daraus resultierende Nettogewinn für das 1. Halbjahr betrug CHF 349 Mio. gegenüber CHF 422 Mio. im gleichen Vorjahreszeitraum. Wechselkursschwankungen des Währungspaares USD/CHF stärkte die Performance im 1. Halbjahr mit rund 4.8%.
Neuerungen im Verwaltungsrat von BB Biotech
Nach AstraZenecas Ankündigung der Beförderung von Dr. Susan Galbraith zur globalen Leiterin des Bereichs Oncology Research & Development von der frühen Forschung bis hin zu den Spätphasen der Medikamentenentwicklung teilte Susan Galbraith BB Biotech mit, dass sie umgehend aus dem Verwaltungsrat des Unternehmens austreten werde. Wir bedauern den Weggang von Dr. Susan Galbraith sehr, die als Verwaltungsratsmitglied grosses Engagement gezeigt hat. Gleichzeitig können wir ihr Bedürfnis und die Entscheidung, sich dieser neuen bemerkenswerten Aufgabe zu widmen, gut nachvollziehen. Wir gratulieren ihr zu ihrer neuen Rolle und wünschen ihr für ihre weitere berufliche Zukunft alles Gute. Dr. Susan Galbraith wird auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur weltweiten Entwicklung neuer Krebstherapien leisten und wir fühlen uns geehrt, dass sie Teil unseres Verwaltungsrats war. BB Biotech sucht nach einem neuen Kandidaten oder einer neuen Kandidatin für die Wahl in den Verwaltungsrat an der nächsten Generalversammlung.
Portfolioanpassungen im 2. Quartal 2021
Im 2. Quartal nahm das Investment Team keine Erweiterungen des Portfolios um neue Titel vor. Die Anlagetätigkeit fokussierte sich stattdessen auf bestehende kleine und mittlere Unternehmen und volatile Situationen wie die Meldungen zu den SARS-CoV-2-Impfstoffen, die umstrittene Zulassung von Aduhelm von Biogen und die zahlreichen neuen Ergebnisse aus klinischen Studien. Nachdem die US Federal Trade Commission grünes Licht für die Übernahme von Alexion durch AstraZeneca gegeben hatte, näherte sich der Aktienkurs von Alexion dem für die Übernahme massgeblichen Preis von USD 60 je Aktie sowie 2.1243 American Depositary Shares von AstraZeneca an. Für das Investment Team bot sich die Gelegenheit, die gesamte Position in Alexion zu einem erheblichen Gewinn zu verkaufen.
«Das durch den Verkauf von Alexion freigesetzte Kapital sowie die laufend mitgenommenen Gewinne bei Halozyme wurden zur Aufstockung unserer jüngeren Portfoliopositionen»
Das durch den Verkauf von Alexion freigesetzte Kapital sowie die laufend mitgenommenen Gewinne bei Halozyme wurden zur Aufstockung unserer jüngeren Portfoliopositionen wie Fate Therapeutics, Revolution Medicines, Relay Therapeutics, Essa Pharma und Molecular Templates verwendet.
Zusätzliches Kapital stammt aus Gewinnmitnahmen bei Biogen nach der Zulassung von Aduhelm sowie bei Moderna, das auf dem Weg ist, zum zweitgrössten Unternehmen nach Marktkapitalisierung im Biotechuniversum aufzusteigen, und bei Agios im Gefolge des Verkaufs der Division Onkologie an Servier. Diese Mittel wurden dazu verwendet, Positionen in Unternehmen mit attraktiven Bewertungen infolge kurzfristiger Rückschläge zu erweitern, beispielsweise in Vertex (enttäuschendes A1AT-Pipeline-Update). Weitere Kapitalallokationen gingen an innovative kleine und mittlere Unternehmen mit substanziellen Pipelines und Wachstumschancen wie Sage, Macrogenics, Black Diamond und Ionis, bei denen sich aufgrund von Pipeline-Updates oder früher Ergebnisse klinischer Studien gute Kaufgelegenheiten boten.
Mit der aktiven Bewirtschaftung von 33 Positionen ging der Investitionsgrad im 2. Quartal 2021 leicht von 109.2% auf 107.5% zurück. Damit verfügt das Investment Team über ausreichend finanzielle Flexibilität, um im Rahmen der bestehenden Anlagerichtlinien weiterhin neue Chancen zu identifizieren und zu nutzen, was einem Investitionsgrad von 95% bis 115% und einer Obergrenze von 35 Positionen entspricht.
Portfolioentwicklungen im 2. Quartal 2021
Bei den Anlegern standen COVID-19-Impfstoffe nach wie vor im Mittelpunkt des Interesses, wobei die unterschiedlichen Ansätze zur Wirksamkeit bei Ansteckungen mit Symptomen, der Schutz gegen einen schweren Verlauf der Erkrankung, die Sicherheit, die Verträglichkeit, die Zweckmässigkeit und teilweise auch die Kosten als Benchmark dienten. Die in der ausgeprägten Wirksamkeit bei der Bekämpfung des ursprünglichen Virus und seinem günstigen Sicherheitsprofil begründete Dominanz der modifizierten mRNA-Impfstoffe wurde durch angemessene neutralisierende Antikörper-Titerwerte bei den meisten aufkommenden SARS-CoV-2-Mutanten zusätzlich verstärkt. Ferner ist die mRNA-Technologie vielseitig genug, um rasche Anpassungen an neu auftretende und komplexe Mutanten im Rahmen von Impfauffrischungsstrategien zu ermöglichen, sodass die Nachfrage nach mRNA-Impfstoffen unserer Meinung nach bis weit in das Jahr 2022 und darüber hinaus anhalten dürfte. Moderna stellte für 2021 über USD 18 Mrd. an Erträgen aus dem Geschäft mit mRNA1273 in Aussicht und kündigte eine Reihe von langfristigen Verträgen mit Regierungen an.
Im Gegensatz zu den Geschäftschancen, die für SARS-CoV-2-Impfstoffe vermeldet werden, haben gewisse Segmente des Pharmamarktes – insbesondere die Bereiche mit grösserer Abhängigkeit von der traditionellen Patient-Arzt-Beziehung – das Vor-Pandemie-Niveau noch nicht wieder erreicht. In unserem Portfolio vertretene Unternehmen wie Neurocrine, Radius und Esperion weisen für das 1. Quartal Ergebnisse aus, die nach wie vor von der Pandemie negativ beeinflusst schienen. Positiv zu vermerken ist, dass die Unternehmen sich bei den Earnings Calls des 1. Quartals optimistischer zeigten und für das 2. Halbjahr 2021 von einem höheren Umsatzwachstum bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln ausgehen.
Im 2. Quartal 2021 vermeldeten Unternehmen aus unserem Portfolio Ergebnisse von klinischen Studien in der Endphase und diverse Meilensteine in klinischen Proof-of-Concept-Studien:
- Sage kündigte zusammen mit seinem Entwicklungspartner Biogen an, dass die WATERFALL-Phase-III-Zulassungsstudie bei Patienten mit ausgeprägten Depressionen ihren primären Endpunkt erreicht hat. Zuranolone erbrachte gemäss der Gesamtwertung nach der Hamilton Depression Scale mit 17 Items (HDRS17) statistisch signifikante Zustandsverbesserungen bei Depressionen. Der Markt zeigte sich jedoch weniger beeindruckt als wir. Das Investment Team stuft Zuranolone als von den Arzneimittelbehörden zulassungsfähiges Medikament ein und geht für 2022 von einem Markteintritt in einem grossen Medizinproduktemarkt (MDD-Markt) aus. Daher haben wir die bestehende Position zu vorteilhaften Konditionen aufgestockt.
- Crispr und Vertex legten weitere Daten für Patienten vor, die entweder unter Sichelzellenanämie (SZA) oder unter Beta-Thalassämie leiden und mit CTX-001 behandelt wurden. Vorgelegt wurden auch Daten zu den langfristigeren Entwicklungen bei den ersten behandelten Kohorten. Bis anhin wurde bei allen mit CTX-001 therapierten Patienten eine erfolgreiche Verpflanzung im Knochenmark mit substanziellem Anstieg der fetalen Hämoglobinwerte (HbF-Werte) vermeldet, sodass die Beta-Thalassämie-Patienten keine weiteren Bluttransfusionen mehr benötigten und die Patienten mit Sichelzellenanämie keine gefässokklusiven Nebenwirkungen (VOC) mehr aufwiesen. Diese positiven Daten bewogen Vertex zu einer Erhöhung seiner Gewinnbeteiligung an CTX-001 um weitere 10% gegen eine umgehende Zahlung von USD 1.1 Mrd. und eine Barzahlung bei Erreichung von Meilensteinen in näherer Zukunft an Crispr Therapeutics.
- Moderna gab positive erste Daten zur Auffrischungsimpfung gegen bedrohliche SARS-CoV-2-Mutanten bekannt. Eine einzige 50-Mikrogramm-Dosis mRNA1273 (die Hälfte der derzeitigen Dosierung des aktuell genehmigten Impfstoffs) bzw. mRNA1273.351 zur Auffrischung der Impfung von bereits Geimpften erhöhte die neutralisierenden Antikörper-Titerwerte gegen SARS-CoV-2 sowie zwei bedrohliche Mutanten, namentlich B.1.351 (eine zuerst in Südafrika festgestellte Beta-Mutante) und P.1. (eine zuerst in Brasilien festgestellte Mutante). Moderna testet zusätzliche Strategien wie eine polyvalente Kombination von 25 ug mRNA1273 und 25 ug mRNA1273.351. Die Flexibilität und Anpassungsgeschwindigkeit der mRNA-Technologie dürfte bei der Bekämpfung der neu auftretenden Virusmutanten eine entscheidende Rolle spielen.
- Vertex gab erste Ergebnisse für VX-864 bei Patienten mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AAT-Mangel) bekannt. Obwohl die Behandlung mit VX-864 das funktionale AAT im Plasma erhöhte, wurden die erzielten Werte als zu gering für eine klinische Relevanz eingestuft. Infolgedessen legte das Unternehmen dar, dass es die Entwicklung von VX-864 nicht weiter vorantreiben und in niedermolekulare Wirkstoffe der nächsten Generation mit gesteigerter Wirksamkeit investieren werde. Nach einer starken Korrektur leitete das Unternehmen ein auf dem marktführenden Zystische-Fibrose-Geschäft abgestütztes Aktienrückkaufsprogramm im Umfang von USD 1.5 Mrd. ein.
- Noch in der Erholungsphase nach dem enttäuschenden Verlauf des Huntington-Programms in Zusammenarbeit mit Roche, das im 1. Quartal eingestellt wurde, kündigte Ionis an, dass das am weitesten fortgeschrittene Programm zur Verabreichung von inhalierbaren Medikamenten in die Lunge zwecks Reduktion der ENaC-Level bei zystischer Fibrose gestoppt wurde aufgrund von Studienergebnissen zur Toxizität bei Tieren. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Mitbewerber Arrowhead Pharmaceuticals, der siRNA-basierte Medikamente entwickelt, sich gezwungen sah, sein frühes klinisches Programm zu suspendieren, da langfristige toxikologische Studien vergleichbare Befunde zu Entzündungen der Lunge bei Ratten erbracht hatten. In der 2. Hälfte des laufenden Jahres dürfte Ionis zusammen mit dem Entwicklungspartnerunternehmen Biogen die Phase-III-Ergebnisse für Tofersen bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (ALS), die Träger einer Mutation des SOD1-Gens sind, bekannt geben. Sofern diese Ergebnisse zusammen mit anderen Phase-II-Studien positiv ausfallen, ist davon auszugehen, dass sie die Glaubwürdigkeit der Antisense-Plattform von Ionis und ihrer Anwendung im Bereich der Neurologie erhöhen.
- Black Diamond präsentierte erste Daten zu dem in Phase I stehenden Dosis-Eskalations-Teil der MasterKey-01-Studie von BDTX-189 bei Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren, die gewisse onkogene Veränderungen des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors (EGFR) und Onkogene des humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors 2 (HER2) aufweisen. Es wurden Belege für die antitumorale Wirksamkeit präsentiert, ebenso ein Verträglichkeitsprofil, das im Einklang mit den Erwartungen des Unternehmens vor Beginn der Studie stand. Da die Anleger ein aussagekräftigeres Signal für die Wirksamkeit erwartet hatten, enttäuschten die vorgelegten Daten auf breiter Front und führten dazu, dass die Bewertung des Unternehmens um 50% einbrach. Weitere Daten zu BDTX-189 aus der Sicherheitsexpansionsstudie dürften gegen Ende des Jahres vorliegen und im Jahr 2022 auch Daten zu homogeneren Patientenpopulationen aus den Phase-II-Expansionskohorten. So besteht eine Chance, dass BDTX-189 seine Wirksamkeit und seinen Wert unter Beweis stellt. Das Investment Team hat die Position nach der Korrektur aufgestockt.
- Scholar Rock legte 12-Monats-Daten aus einer Phase-II-Studie vor. In der TOPAZ-Studie führte die Behandlung mit Apitegromab zusammen mit Nusinersen bei Patienten mit spinaler Muskelatrophie (SMA) vom Typ 2 und 3 bei Messungen gemäss der Hammersmith Functional Motor Symptoms Score (HFMSE) zu aussagekräftigen Verbesserungen der Motorik. Gegen Ende 2021 plant das Unternehmen die Einleitung einer Phase-III-Zulassungsstudie, in deren Rahmen bei SMA-Patienten vom Typ 2 und 3, die mit Nusinersen oder mit Risdiplam behandelt werden, Apitegromab dazu kombiniert werden soll.
Neben den Ergebnissen von klinischen Studien wurden im 2. Quartal 2021 auch wichtige FDA-Entscheidungen, darunter eine sehr umstrittene, für die in unserem Portfolio vertretenen Unternehmen veröffentlicht:
- Biogen und Eisai gaben bekannt, dass die US Food and Drug Administration (FDA) für Aduhelm (Aducanumab) eine beschleunigte Zulassung als erstes und einziges Medikament zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit durch Reduktion einer ihrer wesentlichen Pathologien (Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn, Plaques) gewährt hatte. Die beschleunigte Zulassung wurde auf Basis von Daten aus klinischen Studien erteilt, die für Aduhelm eine Reduktion der Beta-Amyloid-Plaques belegen. Hierbei handelt es sich um einen Biomarker, bei dem mit einiger Sicherheit von einem klinischen Nutzen und konkret von einer Minderung des Verlusts kognitiver Funktionen ausgegangen werden kann. Die Zulassung von Aduhelm hängt bedingt von der Bestätigung des klinischen Nutzens durch entsprechende weitere Studien ab. Die umstrittene Zulassung trieb den Aktienkurs von Biogen und Eisai deutlich in die Höhe. Mit der Bekanntgabe von zwei Breakthrough Therapy Designations für BAN2401 von Biogen und Donanemab von Eli Lilly signalisierte die FDA ihre positive Einstellung in Bezug auf andere Moleküle, die an bestimmte Formen von Beta-Amyloiden binden.
- Myovant Sciences gab zusammen mit seinem Partnerunternehmen Pfizer bekannt, dass die FDA eine Zulassung für Myfembree (Relugolix 40 mg, Östradiol 1 mg und Norethindronacetat 0.5 mg) erteilt hat. Hierbei handelt es sich um das erste einmal täglich einzunehmende Mittel für die Steuerung starker Menstruationsblutungen im Zusammenhang mit Gebärmuttermyomen bei prämenopausalen Frauen. Myovant und Pfizer werden Myfembree im Rahmen ihrer bereits zuvor angekündigten Kooperation ab Juni 2021 gemeinsam in den USA vertreiben. Zudem hat die europäische Arzneimittelbehörde die Zulassung von Ryeqo (Relugolix 40 mg, Östradiol 1 mg und Norethindronacetat 0.5 mg) zur Behandlung bei moderaten bis starken Symptomen von Gebärmuttermyomen ausgesprochen.
Im 2. Quartal beschleunigten die grossen Biopharma-Unternehmen ihre Lizenzierungsaktivitäten, während weiterhin sehr geringe Fusionen und Übernahmeaktivitäten zu verzeichnen waren. Vertex entrichtete USD 1.1 Mrd. an Crispr Therapeutics, um die Gewinnbeteiligung an CTX-001 von 50% auf 60% zu erhöhen. Halozyme schloss mit ViiV Healthcare einen weiteren ENHANZE-Deal für die Pipeline von HIV-Medikamenten von ViiV ab. Zwei Portfoliounternehmen gaben die Rückgabe von Medikamentenrechten von Partnerunternehmen bekannt. Argenx teilte mit, dass das Unternehmen die weltweiten Rechte an Cusatuzumab, einem Anti-CD70-Antikörper, von Janssen Pharmaceutical zurückerhielt, und Molecular Templates veröffentlichte die Mitteilung, dass das Unternehmen sämtliche Rechte an TAK-169, einem ETB der zweiten Generation zur Behandlung von CD38 übernehmen werde. Für TAK-169 stehen Tests bei Patienten mit multiplen Myelomen an. Beide Ankündigungen führten zu vorübergehenden Kursrückgängen.
Ausblick für das 2. Halbjahr 2021
Im 2. Halbjahr 2021 dürfte das Augenmerk der Anleger auf der Markteinführung von Biogens Aduhelm zur Behandlung von Alzheimer-Patienten liegen. Einige Anbieter haben bereits ihre Unzufriedenheit mit den Daten bekannt gegeben. Die strategischen Auswirkungen des umstrittenen Entscheids der FDA sind noch nicht absehbar und die Agentur hat eine Untersuchung des eigenen Verhaltens durch das Office of the Inspector General in Auftrag gegeben. Und das dürfte erst der Anfang sein. Neben Aduhelm dürften folgende Arzneimittel nach einer Normalisierung der SARS-CoV-2-Pandemie einen Aufschwung nehmen: Ingrezza von Neurocrine, Nexlizet/Nexletol von Esperion und Tymlos von Radius für Frauen mit Osteoporose.
Inzwischen warten wir auf die Ernennung des neuen FDA Commissioners durch die Biden-Administration. Ein weiterer Faktor, der die Investoren beeinflussen könnte, ergibt sich aus dem Ergebnis der Initiativen der Biden-Administration zur Begrenzung der Arzneimittelpreise.
In jüngster Zeit haben hohe Erwartungen der Wall Street an Genom-Editierungs-Unternehmen (im Gefolge erster In-vivo-Genom-Editierungs-Daten von Intellia Therapeutics) nach unserer Einschätzung zu Überbewertungen geführt. Das Investment Team hat attraktive Bewertungen in anderen Bereichen des Sektors identifiziert und wird zusätzlich Kapital an vielversprechende Unternehmen allokieren, was mittel- und langfristige überdurchschnittliche Portfoliorenditen generieren dürfte.
Auch das 2. Halbjahr 2021 dürfte im Zeichen der SARS-CoV-2-Pandemie stehen. Die Wissenschaft und die Gesundheitsexperten werden das Auftreten von Mutanten des Virus engmaschig überwachen. Bereits zugelassene und grossflächig eingesetzte Impfstoffe werden auf ihre Wirksamkeit gegen neue Mutanten getestet werden. Vor allem aber werden Auffrischungsimpfungen (dritte Abgabe des Wirkstoffs) entwickelt, um die Immunabwehr bereits vollständig geimpfter Personen zu stärken oder eine gezielte Abwehr gegen die komplexen neu auftretenden Mutanten zu entwickeln.
Neben den Weiterentwicklungen des globalen Rollouts von COVID-19-Impfstoffen und Auffrischungsstrategien stehen im 2. Halbjahr 2021 wichtige regulatorische Abschlussentscheidungen nach Überprüfungen an. Hierzu zählen unter anderem:
- Argenx – Efgartigimod dürfte gegen Ende des laufenden Jahres von der FDA zum Vertrieb und Einsatz bei Symptomen der generalisierten Myasthenia gravis (gMG) zugelassen werden.
- Agios geht davon aus, dass die FDA Mitapivat zur Behandlung von Pyruvatdehydrogenase-Mangel zulässt
- Intra-Cellular reichte ein Gesuch um Indikationserweiterung (supplemental New Drug Application – sNDA) ein. Die FDA hat ein PDUFA-Begutachtungsantragsdatum (Prescription Drug User Fee Act) für Caplyta zur Behandlung von Patienten mit bipolaren Störungen des Typs I und II gegen Ende 2021 ausgesprochen.
Zu den weiteren entscheidenden klinischen Studienergebnissen der kommenden Monate für individuelle Pipelineprodukte einerseits und Plattformtechnologien andererseits zählen unter anderem Folgende:
- Ionis dürfte zusammen mit seinem Entwicklungspartner Biogen die Ergebnisse der Phase-III-Studie für Tofersen zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufs bei ALS-Patienten, die Träger einer SOD1-Genmutation sind, vorlegen.
- Radius wird den Erwartungen nach die Ergebnisse der Phase-III-wearABLE-Studie zur Prüfung der Wirksamkeit einer transdermalen Abgabe von Abaloparatid im Vergleich mit der subkutanen Verabreichung bekannt geben; primärer Endpunkt der Studie ist die Knochenmineraldichte (BMD) der Lendenwirbelsäule nach 12 Monaten.
- Neurocrine dürfte die Ergebnisse der Phase-III-Studie KINECT-HD veröffentlichen, die Valbenazin zur Behandlung von Chorea im Zusammenhang mit der Huntington-Krankheit testet.
- Bei Relay steht die Veröffentlichung der frühen klinischen Daten (Proof of Concept) für seinen äusserst selektiven FGFR2-Hemmer RLY-4008 bei Patienten mit Gallengangskarzinom innerhalb der Leber und anderen fortgeschrittenen soliden Tumoren an.
Schliesslich beobachten wir auch, dass sich die anhaltende Datenmenge in der Biopharmaindustrie und der Wissenschaft weiter beschleunigt. Die Konvergenz der IT und der Rechnerkapazitäten trägt massgeblich zu dieser Entwicklung bei. Das Investment Team von BB Biotech will sich diesen Trend gezielt zunutze machen und baut daher seine fortschrittlichen Analyse- und KI-Kapazitäten parallel zu seiner Basisdaten-Infrastruktur aus. Insbesondere die Demokratisierung des Cloud-Computings in den letzten Jahren hilft unseren Teams dabei, grosse patientenzentrierte Datensätze für Anlageentscheide zu nutzen. Die Computerlinguistik kann die Verarbeitung und Analyse von Nachrichtenmeldungen und das Tracking von Unternehmen oder Anlagen vereinfachen. Maschinelles Lernen und KI-Fähigkeiten werden unsere eigenen Prüfungsverfahren bereichern und eine Ausweitung unseres Anlageuniversums ermöglichen. Die branchenspezifischen Lösungen zur Pandemiebekämpfung sorgen derzeit für Momentum, das weitere Börsengänge und Kapitalerhöhungen sowie Exits bei attraktiven Kursen beflügeln kann. Die Branche ist dynamisch und wächst aus eigener Kraft.
Für das von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen bedanken wir uns.
Der Verwaltungsrat der BB Biotech AG
Dr. Erich Hunziker
Präsident
Dr. Clive Meanwell
Prof. Dr. Mads Krogsgaard Thomsen
Dr. Thomas von Planta