Portfolio Update Q4 2023
Das 4. Quartal 2023 erwies sich für unsere Portfoliounternehmen angesichts wichtiger klinischer Ergebnisse, Produktzulassungen und Lizenzvereinbarungen als äusserst erfolgreich. Obwohl wir nicht vom erhöhten M&A-Aufkommen zum Jahresende profitiert haben, kamen unserer Performance vor allem die Erfolge klinischer Mid-Stage-Versuche und Machbarkeitsstudien zugute. Die Versuchsdaten von Late-Stage-Studien fielen hingegen unterschiedlich aus. Nennenswert sind vor allem die Zulassungen mehrerer Arzneimittel in den USA und Europa, darunter auch die bahnbrechende Gene-Editing-Therapie Casgevy im Dezember 2023. Angesichts der Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen und steigender Kapitalkosten haben unsere Portfoliounternehmen ihre Finanzpositionen durch zusätzliche Kapitalerhöhungen und Lizenzvereinbarungen gestärkt.
Wichtige Ergebnisse klinischer Machbarkeitsstudien und Resultate von Late-Stage-Versuchen, wie etwa die Daten der Phase-III-Studie für Crinecerfont von Neurocrine Biosciences zur Behandlung von Kindern und Jugendliche mit kongenitaler Nebennierenhyperplasie (CAH), stellten einen grossen Erfolg dar. Das Medikament stellte seine Wirkung unter Beweis, indem es einerseits die Androstendion-Konzentration im Serum verringert und andererseits die Möglichkeit zur Reduzierung der Glucocorticoid-Dosierung bei gleichzeitiger effektiver Kontrolle des Androgenniveaus bietet. Dieser beachtliche Durchbruch veranlasste die FDA dazu, Crinecerfont den Status als «Breakthrough-Therapie» zu erteilen, womit sie den dringenden Bedarf an neuen Behandlungsmethoden für CAH anerkennt. Neurocrine Biosciences plant für 2024 die Einreichung eines Zulassungsantrages (NDA) für das Präparat.
Dieser beachtliche Durchbruch veranlasste die FDA dazu, Crinecerfont von Neurocrine Biosciences den Status als «Breakthrough-Therapie» zu erteilen, womit sie den dringenden Bedarf an neuen Behandlungsmethoden für CAH anerkennt.
Argenx erlitt nach einer Phase anhaltender Erfolge zum Jahresende Rückschläge in Form von Misserfolgen bei zwei Phase-III-Studien. Die subkutane Darreichungsform von Efgartigimod mit dem Markennamen Vyvgart Hytrulo wurde zur Behandlung von Patienten mit primärer Immunthrombozytopenie (ITP) getestet, erreichte jedoch weder den primären Endpunkt einer dauerhaften Reaktion der Blutplättchenanzahl noch die sekundären Endpunkte. Darüber hinaus verfehlte dieselbe Darreichungsform die klinischen Endpunkte bei der Behandlung von Pemphigus. Trotz der nachgewiesenen pharmakodynamischen Wirkung von Efgartigimod bei der Verringerung der Gesamtmenge an Immunglobulin G (IgG) und Autoantikörpern zeigte die Kontrollgruppe mit niedrig dosierten Steroiden eine vergleichbare Wirkung bei der Senkung der krankheitsverursachenden Autoantikörper. Argenx plant zur Bestimmung des weiteren Vorgehens eine zusätzliche Analyse der Studienergebnisse für Vyvgart Hytrulo bei ITP, stellt allerdings die Weiterentwicklung von Efgartigimod bei Pemphigus ein. Diese aufeinanderfolgenden Fehlschläge bei klinischen Studien kamen unerwartet und bescherten Argenx im 4. Quartal kräftige Kurseinbussen.
Der Aktienkurs von Vertex erholte sich hingegen nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Phase-II-Studie für VX-548 zur Behandlung schmerzhafter diabetischer peripherer Neuropathie. Bei chronischen Schmerzpatienten wurde nach Verabreichung unterschiedlicher Dosierungen des oralen, in der Entwicklung befindlichen, NaV1.8-Inhibitors VX-548 über einen Zeitraum von zwölf Wochen eine Verbesserung festgestellt. Dieses positive Ergebnis stärkte das Anlegervertrauen in den Wirkstoffkandidaten, der gegenwärtig zulassungsrelevante Studien durchläuft und zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt werden soll. Diese Daten erhöhten auch die Erwartungen positiver Ergebnisse einer weiteren Studie mit VX-548 bei akuten Schmerzen, die in der 1. Hälfte von 2024 vorliegen sollen.
Arvinas veröffentlichte Daten für seine gemeinsam mit Pfizer entwickelte Kombinationstherapie aus Vepdegestrant und Palbociclib zur Behandlung von Brustkrebs. Die Daten zeigen eine Gesamtansprechrate von 42% und ein mittleres progressionsfreies Überleben von 11.1 Monaten bei stark vorbehandelten Patientinnen sowie ein akzeptables Verträglichkeitsprofil. In Anbetracht dieser Ergebnisse haben die beiden Unternehmen entschieden, das Entwicklungsprofil Vepdegestrants zu erweitern. Ferner hat Arvinas seine Finanzposition durch eine Privatplatzierung in Höhe von USD 350 Mio. gestärkt, an der auch BB Biotech partizipierte.
Moderna und sein Entwicklungspartner Merck haben ein Update zur laufenden Entwicklung ihres personalisierten Krebsimpfstoffs mRNA-4157 in Kombination mit Keytruda präsentiert. Die neusten Daten betreffen Patienten mit Totalresektion, deren Gesundheitszustand über einen Zeitraum von drei Jahren überwacht wurde. Die Kombinationstherapie hat das Risiko eines erneuten Auftretens der Krankheit oder des Todes um 49% und das Risiko einer Fernmetastasierung oder des Todes um 62% gesenkt. Beide Unternehmen investieren beträchtliche Summen in die Entwicklung von mRNA-4157 in Form umfangreicher randomisierter Phase-III-Versuche. Sie ziehen darüber hinaus in Erwägung, eine beschleunigte Zulassung zur Behandlung von Melanompatienten im Stadium III und IV zu beantragen, sofern das angemessene Produktions- und Logistikumfeld vorhanden ist, um die potenzielle Nachfrage auf Patienten- und Marktseite zu befriedigen. Zudem verzeichnet Moderna beachtliche Fortschritte bei seinen prophylaktischen Impfstoffen gegen Atemwegsviren. Das Unternehmen legte vielversprechende erste Ergebnisse für mRNA-1083 vor, seinen Kombinationsimpfstoff gegen Influenza- und COVID-19, und initiierte im 4. Quartal 2023 ein Phase-III-Programm.
Celldex veröffentlichte ermutigende Topline-Ergebnisse für Barzolvolimab, seinen Antikörper zur c-KIT-Hemmung für die Behandlung von Patienten mit chronischer spontaner Urtikaria (csU). Die Behandlung senkte die Krankheitsaktivität von Urtikaria signifikant, was sich in niedrigeren Aktivitäts-Scores (UAS) widerspiegelte. Zudem erreichten bis zu 50% der Patienten eine vollständige Kontrolle, wie der UAS7-Score von null gezeigt hat. Als Reaktion auf diese Updates und die positive Aufnahme durch Investoren stärkte Celldex seine Finanzen durch ein öffentliches Zeichnungsangebot von Stammaktien, das Einnahmen von rund USD 200 Mio. generierte. Dieses Geld wird Celldex in die Finanzierung zulassungsrelevanter Studien für Barzolvolimab investieren, die voraussichtlich 2024 beginnen werden.
Grosse Aufmerksamkeit schenken Anleger Alnylams Studie HELIOS-B zu Vutrisiran, deren Ergebnisse im 1. Halbjahr 2024 veröffentlicht werden dürften. Inzwischen hat Alnylam weitere beeindruckende Erfolge in anderen wichtigen Indikationen vermeldet, so etwa bei der Behandlung von Bluthochdruck. Sein subkutanes RNAi-Präparat Zilbesiran, das auf die Senkung der Serumkonzentration von Angiotensinogen (AGT) abzielt, hat bei einmaliger Verabreichung, alle drei oder sechs Monate, eine effektive und anhaltende Senkung des Blutdrucks bei behandlungsnaiven Bluthochdruckpatienten bewirkt. Alnylam ist eine Partnerschaft mit Roche eingegangen. Beide Unternehmen teilen sich die Kosten für die Entwicklung und gemeinsame Vermarktung Zilbesirans in den USA. Ausserdem hat Roche die Exklusivrechte für die Vermarktung des Medikaments ausserhalb der USA erworben.
Revolution Medicines legte ein bemerkenswertes Update zu seinen RAS-multi(ON)-Inhibitor RMC-6236 in einem Umfeld vor, das durch die Veröffentlichung beeindruckender Daten früher klinischer Programme innerhalb der Branche und seitens unserer Portfoliounternehmen geprägt ist. Die Wirkung des Medikaments wurde bei Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) und duktalem Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse (PDAC) mit verschiedenartigen Mutationen im KRAS-Gen (G12D, V und R) untersucht. Bei NSCLC zeigte RMC-6236 eine objektive Ansprechrate (ORR) von 38% und eine Krankheitskontrollrate von 85%, während es bei PDAC-Patienten eine ORR von 20% und eine Krankheitskontrollrate von 87% erreichte. Daraufhin schloss Revolution Medicines die Übernahme von EQRx ab, die sich durch zusätzliches Kapital in Höhe von USD 1.1 Mrd. positiv in der Bilanz von Revolution Medicines niederschlagen dürfte, was wiederum dem Unternehmen die Finanzierung zulassungsrelevanter Studien für RMC-6236 ermöglicht.
Zahlreiche Meilensteine bei regulatorischen Entscheidungen
Folgende Portfoliobeteiligungen von BB Biotech wurden im 4. Quartal 2023 massgeblich durch regulatorische Entscheidungen begünstigt:
- Ionis und sein Partner AstraZeneca teilten mit, dass die FDA die US-Zulassung für Wainua (Eplontersen) zur Behandlung von Erwachsenen mit hereditärer Transthyretin-Amyloidose und Polyneuropathie erteilt hat. Wainua ist ab Januar 2024 in den USA erhältlich, zudem werden Anträge für dessen Zulassung in anderen Märkten überprüft.
- Vertex und Crispr Therapeutics feierten die US-Zulassung von Casgevy (Exagamglogene Autotemcel) bei Sichelzellanämie (SCD). Diese bahnbrechende Gene-Editing-Therapie, die mittlerweile als einmalige, kurative Infusion verabreicht wird, ist zunächst nur in ausgewählten Kompetenzzentren erhältlich, im Laufe der Zeit zudem in Transplantationszentren. Darüber hinaus wurde der Anwendungsbereich des Medikaments Anfang 2024 mit der Behandlung der transfusionsabhängigen Beta-Thalassämie um eine zweite Indikation ergänzt.
- Argenx gab bekannt, dass die Europäische Kommission die subkutan verabreichte Injektion Vyvgart Hytrulo zur Behandlung von Patienten mit generalisierter Myasthenia gravis zugelassen hat. Patienten in Europa können nunmehr zwischen einer intravenösen Variante und einer subkutanen Formulierung zur Selbstverabreichung wählen.
- Alnylam erhielt von der FDA einen Complete Response Letter (CRL) zum Zulassungsantrag auf Indikationserweiterung für Patisiran zur Behandlung von Kardiomyopathie bei Patienten mit ATTR-Amyloidose. Diese Entscheidung folgte einer geteilten Meinung des FDA-Beratungsausschusses, der in seiner Begründung auf die begrenzte Datenlage der zwölfmonatigen Studie APOLLO-B mit 360 Erwachsenen verweist. Währenddessen durchläuft Alnylams Patisiran-Nachfolger Vutrisiran eine umfangreichere dreijährige Studie (HELIOS-B) mit der doppelten Teilnehmerzahl, deren Topline-Ergebnisse in der 1. Jahreshälfte 2024 erwartet werden.
BB Biotech profitierte von Lizenzabkommen und Partnerschaften, nicht jedoch von gestiegenen M&A-Aktivitäten
Im Jahr 2023, das durch ein zunehmendes M&A-Aufkommen mit mehreren Übernahmen gegen Jahresende geprägt war, vermochte BB Biotech von besagten Akquisitionen nicht unmittelbar zu profitieren. Die M&A-Aktivitäten im Gesamtjahr und insbesondere im 4. Quartal betrafen vor allem den Onkologiebereich, allen voran die Entwickler von Strahlentherapien und Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (ADC), sowie bedeutende Indikationen in den Bereichen Autoimmunerkrankungen und Psychiatrie, wie etwa chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Schizophrenie und Depressionen. Unsere Portfoliobeteiligungen profitierten zwar indirekt von den gestiegenen Bewertungen anderer Unternehmen, die in ähnlichen Krankheits- und Technologiebereichen tätig sind, aber unsere fehlende Partizipation an lukrativen Transaktionen war massgeblich mitverantwortlich für unsere Underperformance gegenüber der Benchmark (NBI). Obwohl die meisten angekündigten Übernahmeziele im Vergleichsindex vertreten waren, deutet die Konsolidierung des NBI im Jahr 2023 auf einen zunehmenden Performancedruck für dessen Konstituenten hin.
Nicht-verwässernde Kapitaleinlagen und die Gewinnung von Geschäftspartnern zwecks Erschliessung internationaler Märkte sind für Unternehmen weiterhin eine attraktive Finanzierungsquelle. Ionis, dem der Sprung in die Rentabilität noch immer bevorsteht und dessen Fokus dem US-Markt gilt, hat eine Lizenzvereinbarung mit Otsuka für die Vermarktung Donidalorsens in Europa zur Behandlung des hereditären Angioödems geschlossen. Im Rahmen des Vertrages erhält Ionis eine Vorauszahlung in Höhe von USD 65 Mio. und hat Anspruch auf Meilensteinzahlungen und gestaffelte Lizenzgebühren in Höhe von 20-30% auf den Nettoumsatz.
Eine bemerkenswerte Transaktion mit Blick auf unser Mid-Cap-Portfolio war die Fusion von Revolution Medicines und EQRx. EQRx verzeichnete zwar unlängst Misserfolge im Pipeline-Bereich, aber dafür flossen dessen Geldreserven in Höhe von USD 1.1 Mrd. in die Kasse von Revolution Medicines, das diese Finanzspritze für die Weiterentwicklung von RAS(ON)-Inhibitoren einsetzen wird.
Da unsere Portfoliostrategie auf Innovationen und Pipelineerfolge ausgerichtet ist, sind Rechtsstreitigkeiten und Vergleiche im Bereich des geistigen Eigentums für uns von untergeordneter Bedeutung. Dennoch sind auch unsere etablierteren Portfoliounternehmen aus dem Mid- und Large-Cap-Bereich nicht vor reifen Produktpipelines und bevorstehenden Patentabläufen gefeit. Neurocrine Biosciences hat alle Patentstreitigkeiten im Zusammenhang mit Ingrezza beigelegt und vier Unternehmen die Erlaubnis erteilt, ihre generischen Versionen des Medikaments ab dem 1. März 2038 unter bestimmten Bedingungen in den USA zu verkaufen. Diese Entscheidung verbessert die langfristigen finanziellen Aussichten des Unternehmens und begünstigt weitere Investitionen in seine Pipeline. Auch Exelixis und Teva, die in Bezug auf Cabometyx einen ähnlichen Rechtsstreit führen, erzielten eine Einigung. Demnach darf Teva ab dem 1. Januar 2031 sein Generikum für Cabometyx in den USA vermarkten. Eine Entscheidung im Patentstreitverfahren zwischen Exelixis und MSN Laboratories wurde jedoch überraschend bis in die 1. Jahreshälfte 2024 verschoben.